Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nie in seinem Leben getrauert hat. Zum Beispiel um ein Haustier, eine verlorene Liebe oder gar um einen geliebten Menschen. Traurig sein gehört zum Leben genauso wie jedes andere Gefühl. Meist schaffen wir es, durch positive Gefühle diese Traurigkeit zu überwinden.
Aber was, wenn nicht nur Traurigkeit sondern tiefe Trauer, z.B. durch den Tod eines geliebten Menschen, unser Leben bestimmt? Wie aus dem Nichts scheint die Welt nicht mehr dieselbe zu sein. Es gibt plötzlich nichts mehr, was Freude bereitet. Dieses Gefühl der Trauer ist allgegenwärtig, wiegt schwer wie Blei und scheint unüberwindbar. Die Fragen nach dem „Warum“ beherrschen die Gedanken, doch kommen keine Antworten. Ausweglos und hoffnungslos scheint diese Situation. Ohne Hilfe kommen viele nicht heraus, aus diesem Zustand.
Und wie nimmt die Umwelt die Trauernden wahr? Wie gehen die Mitmenschen damit um? Vielen fällt es schwer, den richtigen Umgang mit Trauernden zu finden. Sie wissen nicht, welche Worte sie sagen sollen, wie sie Trost spenden können. Unbehagen mit dem Thema kann man häufig beobachten. Aber ist das verwunderlich? In unserer Gesellschaft ist Trauer als Bestandteil des Lebens nicht wirklich präsent. Spaß und positive Lebenseinstellung stehen im Vordergrund. Lange Trauer ist da nicht vorgesehen und wird daher allzu schnell als nicht angemessen bewertet. Sätze wie: „Du musst es nun doch langsam überwunden haben!“, „Du musst dein Leben endlich wieder leben“ oder „Du kannst dich nicht ewig damit rumplagen!“ sind leicht gesagt. Doch drückt das nicht vielleicht nur aus, dass die anderen zur „Normalität“ zurückkehren wollen? Halten sie es womöglich nicht länger aus, die Trauer der Betroffenen zu sehen und damit umzugehen? Wer kann denn bestimmen, wie lange Trauer „normal“ ist? Sind 3, 6 oder 12 Monate angemessen? Was, wenn jemand nach drei Jahren noch nicht wieder so fröhlich sein kann?
Wie furchtbar muss es sich für die Betroffenen anfühlen, wenn die Menschen um sie herum den Kontakt mit ihnen vermindern oder gar meiden, nur weil diese nicht wissen, wie sie den Trauernden begegnen sollen? Wenn über den Verstorbenen der Mantel des Schweigens gelegt wird, nur um das Thema nicht hochkommen zu lassen? Als hätte es diesen Menschen nicht gegeben? Wie unerträglich muss das z.B. eine Mutter empfinden, wenn sie über ihr totes Kind nicht mehr reden darf, weil andere meinen: „dass es nichts bringt und nichts ändern kann“? Die Betroffenen haben dann nicht nur mit ihrer Trauer zu kämpfen, sondern auch mit dem Unverständnis und der Ungeduld ihrer Mitmenschen. Wie viel hilfreicher und tröstender wäre es, Mitgefühl, Verständnis und Empathie zu zeigen. Offenheit über eine mögliche Unsicherheit mit dem Thema könnte für die Trauernden ein erster hilfreicher Schritt sein. Zum Beispiel Sätze wie: „Das muss für dich gerade eine ganz schlimme Situation sein, ich würde gern für dich da sein, aber ich weiß nicht, was ich sagen oder tun kann, um dir jetzt beizustehen. Kannst du mir sagen, was du brauchst und ob ich es dir geben kann?“ Für beide wäre es eine große Chance in Kontakt zu kommen und das Leid der Betroffenen tatsächlich mildern zu können. Trauerbegleitung in dieser Form kann jeder leisten und dem Betroffenen so bei der Überwindung von Trauer eine Unterstützung sein.